Interview: Dorthe Hutz-Nierhoff und Lisa Hüther-Pape über das EPICUR Centre for International Teaching & Learning (EPiC TLC)
Das neu eingerichtete EPICUR-Zentrum für internationales Lehren und Lernen (EPiC TLC) ist eine virtuelle Plattform für Lehrkräfte und pädagogisches Personal aller EPICUR-Partnereinrichtungen. Dorthe Hutz-Nierhoff (Abteilung für E-Learning) und Lisa Hüther-Pape (Abteilung für Hochschuldidaktik und digitale Lehrentwicklung) von der Universität Freiburg haben an der Einrichtung und Eröffnung des EPiC TLC gearbeitet.

Wenn Sie das EPiC TLC in einem Satz beschreiben könnten, wie würde dieser lauten?

Dorthe: Das EPiC TLC dient als wichtige Drehscheibe für akademisches Personal aus allen neun EPICUR-Partneruniversitäten – sie können hier Unterstützung finden, Kontakte knüpfen, um zusammenzuarbeiten und die in internationalen Lehr- und Lernumgebungen benötigten Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Lisa: Das EPiC TLC bietet einen (virtuellen) Raum für Lehrkräfte aller EPICUR-Partner, um sich zu treffen, zusammenzuarbeiten, Ideen auszutauschen und ihren Unterricht grenzüberschreitend zu professionalisieren.

Sie sind nun seit einigen Monaten am Aufbau des EPiC TLC beteiligt: Was waren die größten Herausforderungen in dieser Zeit, was waren Ihre (persönlichen) Highlights?

Lisa: Eigentlich haben wir die Idee eines gemeinsamen Zentrums für Lehrentwicklung/Unterstützung während der ersten EPICUR-Förderphase entwickelt, da wir den Bedarf dafür sahen, als die ersten EPICUR-Lehr- und Lernangebote entwickelt wurden. Für uns war es also nicht nur eine Frage von ein paar Monaten: Als eine solche zentrale Serviceeinheit dann in eine Aufgabe für die zweite Förderperiode umgesetzt wurde, waren wir bereit, auf unseren bisherigen Erfahrungen aufzubauen.

Die größte Herausforderung während dieser Zeit: Die Erwartungen an den Vorschlag, z.B. in Bezug auf Meilensteine, und das Jonglieren mit dem immensen Arbeitspensum einer solch komplexen Aufgabe bei nur 50% Arbeitszeit.

Mein persönliches Highlight war die produktive Zusammenarbeit und die Inspiration mit dem wunderbaren Task Team, das hinter dem EPiC TLC in der gesamten Allianz steht und diese Aufgabe zusammen mit Dorthe hier in Freiburg leitet.

Dorthe: Die größte Herausforderung für mich persönlich ist nach wie vor die Kluft zwischen unseren hohen Ansprüchen in Bezug auf Umfang und Benutzererfahrung einerseits und den begrenzten personellen Ressourcen auf der Projektseite andererseits. Angesichts dieser Einschränkungen bin ich jedoch sehr zufrieden mit der Leistung und den Ergebnissen unseres bündnisübergreifenden Arbeitsteams. Dank unserer hervorragenden Zusammenarbeit konnten wir uns in kürzester Zeit auf eine Vielzahl von Visionen, Zielen und Vorgehensweisen einigen, so dass das Zentrum Ende Februar mit einer bemerkenswerten Beteiligung und großem Feedback offiziell eröffnet werden konnte.

Lehr- und Lernzentren sind nicht per se eine Innovation, viele Universitäten haben sie. Was ist das Besondere am EPiC TLC?

Lisa: Im Allgemeinen ist das EPiC TLC als zentrale Serviceeinheit für alle Lehrkräfte und Lehrunterstützer an neun Partneruniversitäten in ganz Europa einzigartig. Es kann das Angebot an ‚lokalen‘ Lehrunterstützungseinheiten verbessern, insbesondere im Hinblick auf die Ausrichtung auf Lehren und Lernen in einem internationalen Kontext. An einigen unserer Partneruniversitäten kann das EPiC TLC Lehrkräften, die die Landessprache nicht gut genug beherrschen, um an den Angeboten ihres lokalen TLC (falls es einen gibt) teilzunehmen, Möglichkeiten bieten.

Dorthe: Das EPiC TLC ist nicht dazu gedacht, bestehende Unterstützungsstrukturen und -dienste zu duplizieren. Unser Ziel ist es vielmehr, auf die Herausforderungen zu reagieren, mit denen Lehrkräfte im Zusammenhang mit der Internationalisierung des Unterrichts konfrontiert sind, indem wir ergänzende und maßgeschneiderte Dienstleistungen anbieten, sei es in Form von bündnisübergreifenden Austauschmöglichkeiten, EPICUR-spezifischen Ressourcen oder Schulungen zur Förderung internationaler Lehrkompetenzen. Auf diese Weise wird das TLC auch allen bestehenden Teaching Support Units und ihren Mitarbeitern helfen, diese wachsenden Anforderungen besser zu bewältigen.

Welche Rolle spielen europäische Hochschulallianzen wie EPICUR bei der Einrichtung solcher Plattformen?

Dorthe: Europäische Hochschulallianzen spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Plattformen für digitales Lehren und Lernen in einem internationalen Kontext. Indem sie verschiedene Universitäten aus unterschiedlichen Ländern miteinander verbinden, ermöglichen sie einen reichhaltigen Austausch von Bildungsmethoden, Ressourcen und kulturellen Perspektiven. Diese Allianzen fördern die Entwicklung gemeinsamer Lehrpläne und innovativer Lernmethoden, die auf die Bedürfnisse einer vielfältigen Studentenschaft zugeschnitten sind.

Darüber hinaus bieten einige dieser Allianzen Kooperationsplattformen, die die Nutzung digitaler Technologien und pädagogischer Ansätze über die traditionellen Grenzen hinaus erleichtern. Sie ermöglichen es Studenten und Dozenten, virtuell zu interagieren, den Zugang zu internationaler Bildung zu erweitern und Mobilitätshindernisse abzubauen. Durch die Integration digitaler Tools und kollaborativer Online-Umgebungen können Lernende auf der ganzen Welt an innovativen und interdisziplinären Projekten teilnehmen.

Lisa: Die bereits etablierte Partnerschaft von Universitäten in einer solchen Allianz ermöglicht die Suche nach Experten innerhalb einer begrenzten Gruppe von potenziellen Partnern. Dies bietet einen klar definierten Ausgangspunkt für die Erkundung von Bedürfnissen und Möglichkeiten. Und in unserem Fall: Mit dem interuniversitären EPICUR-Campus hatten wir bereits eine bestehende virtuelle Plattform, auf der wir unsere zentrale Serviceeinheit aufbauen konnten. Da wir einen Service anbieten möchten, der für alle Lehrkräfte (Support) in der gesamten EPICUR-Allianz leicht zugänglich ist, ist es für uns von größter Bedeutung, dass sich jeder mit nur einem Klick und seinem regulären Universitäts-Login anmelden kann.

Was sind die nächsten Schritte?

Lisa: Gemeinsam mit dem Task Team sind wir gerade dabei, den EPiC TLC-Veranstaltungskalender abzustimmen. Für unsere Weiterbildungsangebote entwickeln wir den „EPICUR international teaching competence framework“ (Arbeitstitel) sowie die ersten Trainingsangebote.

Dorthe: Das EPiC TLC Task Team arbeitet derzeit an der Entwicklung aller drei Bereiche „Let’s connect“, „Let’s explore“ und „Let’s grow“. Was soll das bedeuten? Um die Möglichkeiten für sinnvolles Networking und Austausch weiter zu entwickeln und zu stärken, wird ein jährlicher Veranstaltungskalender erstellt, der eine Vielzahl von Roundtables, Workshops, Online-Gesprächen und speziellen Interessengruppen bietet. Ein Online-Leitfaden, der alle Aspekte des EPICURean-Lehrens und -Lernens abdeckt, wird dem akademischen Personal demnächst über das EPiC TLC zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt wird ein modularer Ansatz für die Professionalisierung und Zertifizierung entwickelt, der auf einem kompetenzbasierten Ansatz beruht. Die ersten Ausbildungskurse werden in den Bereichen Lehren und Lernen in interkulturellen Kontexten, Lehren und Lernen in hybriden Settings und Englisch als Unterrichtsmedium angeboten. Wir freuen uns sehr über diese neuen Möglichkeiten!

Wo sehen Sie das EPiC TLC in 5 Jahren? Was sind Ihre Erwartungen?

Dorthe: In fünf Jahren könnte das EPICUR-Zentrum für internationales Lehren und Lernen (EPiC TLC) eine führende Rolle bei der Innovation und Verbreitung von Best Practices in der internationalen Bildung spielen. Ich erwarte, dass das Zentrum sein Netzwerk weiter ausbaut und sich noch stärker in die akademischen Gemeinschaften integriert.

Die künftige Entwicklung und der Erfolg des EPiC TLC werden jedoch weitgehend von der Nachhaltigkeit der Arbeit des Zentrums und den institutionellen Verbindungen zwischen dem EPiC TLC und den bestehenden lokalen Unterstützungsstrukturen an den beteiligten Universitäten abhängen. Eine zentrale Herausforderung wird darin bestehen, ein robustes, nachhaltiges Betriebsmodell zu schaffen und die laufende Finanzierung und Ressourcen zu sichern, um langfristig innovative Programme und Unterstützung zu bieten.

Trotz dieser Herausforderungen bin ich sehr zuversichtlich, dass sich das EPiC TLC in 5 Jahren als internationales Zentrum zur Förderung von Interkulturalität, Innovation, Inklusion, Interdisziplinarität und Interaktion in der Hochschulbildung etabliert haben wird.

Lisa: Ich hoffe, dass in 5 Jahren jeder Lehrer und jedes Mitglied des Lehrkörpers an allen EPICUR-Partneruniversitäten mindestens einmal an einer Veranstaltung, einer speziellen Interessengruppe oder einem Training teilgenommen hat oder eine hilfreiche Ressource durch das EPiC TLC gefunden hat. Ich sehe ein großes Potenzial im EPiC TLC, um den Unterricht innerhalb der EPICUR-Allianz auf einfache und angenehme Weise zu verbessern, inspiriert durch internationale Zusammenarbeit.

Dies alles hängt jedoch davon ab, ob die Verwaltung und Weiterentwicklung des EPiC TLC über das Jahr 2026 hinaus finanziert wird (EPICUR SHAPE-IT Erasmus+ Finanzierung).


Da das EPiC TLC nun offen und zugänglich ist, sind alle Interessierten aus den Bereichen Lehre und Lehrunterstützung herzlich eingeladen, sich mit der Plattform vertraut zu machen, sich mit anderen Interessierten aus ganz Europa auszutauschen, gemeinsame Lehrveranstaltungen zu planen, Ressourcen einzustellen und zu teilen oder sich für die internationale Hochschullehre inspirieren zu lassen.

Besuchen Sie das EPiC TLC hier indem Sie sich mit Ihrer Universitäts-Benutzer-ID anmelden.

Wenn Sie die Eröffnungsveranstaltung verpasst haben, können Sie sich die Aufzeichnung sowie weitere Videos und Veranstaltungsmaterialien hier ansehen.

Kontaktieren Sie EPiC TLC:

Dorthe Hutz-Nierhoff und Lisa Hüther-Pape: tlc@epicur.edu.eu

Bilder: © Nele Köhler